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Therapie für Jugendliche oder wie man Kindern Hoffnung gibt

Therapie für Jugendliche oder wie man Kindern Hoffnung gibt

Mein Sohn ist 14 Jahre alt. Nicht gerade ein „ruhiges“ Alter: Die Hormone sprudeln und die Emotionen gehen auf und ab. Und wenn ich bedenke, dass wir jetzt seit zwei Jahren im Exil sind und mein Sohn mich und „meine Revolution“ für all die unsere Probleme verantwortlich gemacht hat, könnte man den Verstand verlieren. Zwei Jahre lang blieb er ohne Freunde, ohne den Wunsch, irgendetwas zu tun, ohne den Wunsch, ganz zu leben. Mein Herz brach vor Schmerz, als ich ihn ansah. Und Ljonja (mein Sohn) ist eigentlich ein talentierter Musiker (er spielt Schlagzeug), er hat es geschafft, IT-Kurse für Kinder in Belarus abzuschließen, und das Lernen in der Schule viel ihm sehr leicht. Ein war ein offener und angenehmer Junge. War.

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Aufgrund von Verfolgung und Unterdrückung mussten wir das Land verlassen. Mein Sohn hat das nicht verkraftet: ständige Nervenzusammenbrüche, Aggression, Rückzug, Apathie. Und nichts konnte dagegen getan werden. Und die gleichen „Symptome“ traten bei allen Kindern und Jugendlichen auf, die Ähnliches wie wir durchmachen mussten. Alle verstanden, aber niemand konnte helfen.

Und so wurde mir eines Tages angeboten, als Vormund mit einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen ins sächsische Rosenthal zu gehen. Was es ist, wo es ist, wie wir dort sein unterkommen würden und was dort sein wird - ich habe mir überhaupt keine Sorgen gemacht. Hauptsache, das sind Berge, weit weg von Wrocław, in einem anderen Land, mit anderen Menschen und der Möglichkeit, Zeit mit meinem Sohn zu verbringen. Natürlich stimmte ich zu. Aber was uns allen geboten wurde, übertraf alle meine Erwartungen.

Die Gruppe war recht schnell zusammengestellt. Traumatisierte Kinder waren leicht zu finden, aber sie von dieser Reise zu überzeugen, war keine leichte Aufgabe. Die Eltern haben die Notwendigkeit eines solchen Ausfluges verstanden, aber wie können sie es wütenden und apathischen Jugendlichen vermitteln, die nichts wollen, die jede Hoffnung und jeden Sinn im Leben verloren haben? Jeder der Eltern griff auf seine eigenen Tricks zurück, um sie doch zu überzeugen. Ich brauchte eine Woche, um Ljonja zu überreden. Und bis zum letzten Moment wusste ich nicht genau, ob ich zustimmen sollte. Aber so oder so verließ die Gruppe Breslau und kam in Dresden an.

Dort wurden wir von zwei unglaublichen Menschen getroffen - Olja und Vadzim von MARA – Belarussisch sprechende Belarussen, so wie ich! Allein das hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Sie sind sanft, freundlich, geduldig mit den Kindern und den Erwachsenen, mit einem Wort, es sind unsere Leute. Später im Bus sahen die Kinder einen interessanten älteren Mann, der lächelte und in eine unbekannte Sprache sprach. Ein Flüstern ging um. Alle verstummten und es war ein wenig peinlich. Und es stellte sich heraus, dass es ein Pfarrer war, den wir alle liebten...

Wir kamen an und verbrachten dort die erste Nacht. In dieser Gegend, Rosenthal, gab es ein sehr schwaches Internet. Zuerst hatte ich Angst, dass die Jugendlichen, denen ich versprochen hatte, dass es WLAN geben würde, mich deswegen bei lebendigem Leibe auffressen würden. Aber ein Wunder geschah. Die Kinder ließen dann ihre Handys fallen und lernten sich kennen! Gott sei Dank gab es viele Brettspiele, Schnee und frische Luft und keinen Druck vom Gastgeber! Für unsere Kinder war es unglaublich.

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Ja, wir wurden von der Kirchengemeinde Rosenthal empfangen, aber alle fühlten sich so frei, dass wir manchmal vergaßen, wo wir waren. Einmal besuchten die Kinder den Gottesdienst. Einige haben danach sogar ihre Einstellung zur Religion überdacht. Für was steht die Kirche denn bei uns? „Unsere“ Priester segnen die Armee, weihen Raketen und Bomben, unterstützen die Aggression in der Ukraine. Und viele unserer Kinder haben sich deswegen vom Glauben abgewandt. Und hier sind viele Menschen nach dem, was sie gehört, gesehen und erlebt haben, nun anderer Meinung. Dafür ein besonderes Dankeschön!
Wenn ich mich erinnere, scheint es mir so, dass die 10 Tage der Reise wie im Flug vergangen sind. Ich war glücklich, als ich zusah, wie unsere Kinder zu neuem Leben erweckt wurden. Wir wanderten lange über Land und Berge, haben alte Bergwerke und das moderne Mathematikmuseum besucht, sind hoch in die Berge geklettert und von dort aus mit dem Schlitten gefahren, haben Barrikaden und Schneemänner gebaut, Tennis gespielt, Tischfußball gespielt. Es war wundervoll! Ich war am meisten beeindruckt, als ich sah, wie sich 14-Jährige versteckten! Versteckt!)))

Es gab noch viele interessante Gespräche mit Anwohnern, die fast täglich zu uns kamen. Sie interessierten sich für uns, unser Leben, unsere Kinder, redeten mit ihnen, spielten mit ihnen, gaben ihnen allerlei Leckereien und Geschenke. Wir erhielten so viel Aufmerksamkeit, Wärme und Liebe von ihnen, dass wir davon nun ein Vorrat haben sollten, der ein Jahr reichen wird.

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Eine Sache noch. 10 Tage lang waren unsere Kinder in einer belarussischsprachigen Umgebung. Dies ist sehr wichtig. Wir unterhielten uns, lasen, hörten Musik und sahen uns Filme auf Belarussisch an. Und am Ende unserer Reise bemerkte ich, dass Kinder, ohne es zu merken, anfingen, in ihrer Sprache zu zwitschern! Ist es nicht ein Wunder? Und am letzten Tag organisierten sie sogar einen kleinen Auftritt mit belarussischen Gedichten und Liedern und malten ein großes Bild, auf dem alle 20 Kinder mit den Erwachsenen zu sehen sind. Das war ihre Art ihren Dank auszudrücken, er kam von Herzen.

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Es war schade, dass wir gehen mussten. Aber wir uns seitdem ganz anders in der Welt bewegt. Wir Erwachsenen haben die Inspiration, den Wunsch und die Energie, weiter mit Kindern zu arbeiten. Und die Kinder... Die Kinder wurden ruhiger, begannen öfter zu lächeln, Hoffnung und der Sinn des Lebens kehrten zu ihnen zurück. Ja, das haben sie mir gesagt. Bis heute treffen wir uns, lernen unsere Sprache, lesen und erinnern uns oft an diese Reise. Kinder freunden sich an, treffen sich, planen etwas zusammen, denken über gemeinsame Projekte nach. Und sie nehmen andere Kinder gerne in ihre Gemeinschaft auf. Heute haben wir bereits 30 Jugendliche, die mit Freude und strahlenden Augen auf diese Welt blicken. Sie haben bereits angefangen zu träumen und sich an ihren ersten Projekten versucht. Für mich persönlich ist dies das Wichtigste und Wertvollste, was uns nach dem Reise nach Rosenthal geblieben ist.

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Danach riefen mich die Väter fast eine Woche lang an und erzählten mir voller Begeisterung von den unglaublichen Veränderungen, die sie bei ihren Kindern bemerkt hatten. Sie sind bis heute angenehm überrascht und beeindruckt. Einige der Kinder fordern, sie für belarussische Sprachkurse anzumelden, andere interessieren sich plötzlich wie besessen für die Geschichte der Berliner Mauer, und andere diskutieren über verschiedene Forschungs- und Kulturprojekte. Die Kinder sind wie ausgewechselt! Die Eltern sagen, sie wüssten nicht, was wir in diese 10 Tage mit ihnen gemacht haben, und sie wollen es auch gar nicht wissen, aber sie waren unendlich dankbar! Und ich überbringe diesen Dank an Sie!

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Die Fahrt belarussischer Jugendlicher in Rosenthal

Unten hänge ich die Botschaften mit dem an, was die Kinder geschrieben haben, als sie nach Hause zurückkehrten.

Möge Gott Ihnen Gesundheit und Kraft geben, um ihre so wichtige Arbeit fortzusetzen! – das, Vadzim und Olja, das ist für euch persönlich))) Ich freue mich, dass ich jetzt die Gelegenheit habe, mit Ihrer Organisation zusammenzuarbeiten. Wenn Sie die Augen dieser Kinder sehen könnten - Sie würden alles ohne Worte verstehen!
Wenn Sie also Ihren Kindern helfen möchten, die Krise der Jugend, Apathie, Aggression und des Stresses zu überwinden, dann stellen Sie mit Ihnen eine Gruppe zusammen und bringen Sie sie so weit wie möglich weg, wo das Internet nicht hinreicht. Sei einfach bereit, ihnen all deine Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken.

Und vor allem suchen Sie nach wunderbaren Menschen, das wird Ihnen helfen, alles wahr werden zu lassen!

Anastasiya Sasykbayeva

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